Psychopharmakotherapie
Psychopharmakotherapie bedeutet die Modulation der Aktivität spezifischer neuronaler Systeme. Diese ermöglicht es bei zahlreichen psychischen Erkrankungen, Symptome frühzeitig zu reduzieren. Diese Reduktion ist aus mehreren Gründen medizinisch indiziert. Einerseits gibt es zahlreiche Hinweise, dass eine unbehandelte Erkrankung einen neurotoxischen Effekt entwickeln kann. Andererseits hat eine länger andauernde funktionelle Einschränkung häufig soziale Implikationen wie den Verlust des Arbeitsplatzes oder der Liebesbeziehung. Moderne Psychopharmakotherapie bedeutet in der Regel eine Kombination moderner Präparate, da einzelne Medikamente den spezifischen Symptomkomplexen häufig nicht gerecht werden können. Kombinationstherapien setzen ein entsprechendes Wissen der Behandler*in ob der potenziellen Interaktionen zwischen den Substanzen voraus. Ein wesentliches Ziel ist die Verordnung von Substanzen mit einer hohen Tolerabilität, mit dem Ziel, keine oder nur geringe Nebenwirkungen zu induzieren. Nachdem die spezifische Wirkung eines Psychopharmakons individuell nicht sicher vorhersehbar ist, bedarf die Entwicklung einer zielführenden Medikation einer intensiven Kommunikation zwischen Psychiater*in und Patient*in, die jegliche Aspekte berücksichtigt, inklusive deren subjektiven Empfindens und persönlicher Präferenz. Eine Symptomreduktion sollte jedoch nicht mit einer Gesundung gleichgesetzt werden. Aus diesem Grund ist die Kombination von Psychopharmakotherapie und psychotherapeutischen Interventionen von Beginn der Behandlung an empfehlenswert.
Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie
Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie wurde ausgehend von der Psychoanalyse entwickelt und hat das Ziel, charakteristische Beziehungsinteraktionen für Patient*innen erlebbar zu machen. Die emotionale Erfahrung im therapeutischen Prozess ist Voraussetzung für ein differenziertes Verständnis, das eine anhaltende Transformation ermöglicht. Die Untersuchung der professionellen Beziehung von Patient*in und Therapeut*in rückt aus diesem Grund in das Zentrum der therapeutischen Arbeit. Anhand der im Jetzt wahrnehmbaren Interaktionen zwischen beiden werden spezifische psychische Strukturen der Patient*in identifiziert und deren wiederkehrende Reaktivierung in diversen Beziehungen beleuchtet. Im Verlauf der Therapie gelingt es Patient*innen, diese Erkenntnisse schrittweise in ihr Leben zu integrieren und reifere Beziehungen zu leben. Die Evidenz zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von psychoanalytisch orientierter Psychotherapie wurde 2015 in einer Übersicht über 64 randomisiert kontrollierte Studien im renommierten Journal Lancet Psychiatry publiziert.
In der Regel ist es vorgesehen, dass die psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung durch zwei verschiedene Professionist*innen erfolgt. Die Auswahl des spezifischen Settings und der konkreten Psychotherapeut*in erfolgt im besten Fall im Anschluss an eine differenzierte psychiatrische Diagnostik.
Stationäre Therapie
Es ist ein wichtiges therapeutisches Ziel, die Behandlung im ambulanten Setting durchzuführen und damit die Teilnahme am sozialen Leben zu gewährleisten. Dennoch gibt es Situationen, in denen eine Erkrankung so weit fortgeschritten ist, dass eine stationäre Aufnahme der sinnvollste und sicherste Weg in Richtung Gesundheit ist. Für Menschen mit einer schwergradigen depressiven Episode oder Angststörung ist es mitunter schwierig, das Haus zu verlassen und ihren Tagesrhythmus zu gestalten. In diesem Fall kann die Aufnahme eine große Entlastung darstellen und zudem ist eine progressive medikamentöse Einstellung unter stationären Bedingungen einfacher zu implementieren. Menschen, deren Alkoholkonsum zu deutlichen Entzugserscheinungen geführt hat, profitieren ebenfalls von den gesicherten Bedingungen eines stationären Entzugs.
Im Rahmen der Aufnahme werden Sie in der Regel täglich visitiert und es erfolgt eine umfassende medizinische Betreuung, inklusive einer Abklärung von körperlichen Begleiterkrankungen. Bitte beachten Sie, dass nur eine kontinuierliche Weiterbetreuung in der Ordination den Erfolg der stationären Therapie absichern kann.
Wenn Sie an diesem Angebot interessiert sind, kontaktieren Sie mich zur Erstuntersuchung in der Ordination. Im Rahmen dieser wird die Kommunikation mit Ihrer Versicherung thematisiert werden.
Vorsorgeuntersuchung Psychische Gesundheit
Psychische Erkrankungen verhalten sich bezüglich ihrer Prognose ähnlich wie somatische (körperliche) Erkrankungen. Je weniger schwer ein Individuum erkrankt ist bzw. je früher die Erkrankung erkannt wird, desto größer ist die Aussicht auf eine vollständige Gesundung bzw. einen zufrieden stellenden Therapieerfolg. Nachdem Patient*innen mit psychischen Erkrankungen nach wie vor in gewissen Gesellschaftskreisen diskriminiert werden, kommen viele erst zum Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, wenn Sie bereits schwergradig erkrankt sind.
Die neu entwickelte Vorsorgeuntersuchung Psychische Gesundheit richtet sich an Menschen, die sich nicht krank fühlen, sich jedoch Sorgen bezüglich ihrer psychischen Konstitution machen. In der Regel sind leichtgradige, jedoch wiederkehrende Symptome, wie Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen, die Vorboten einer manifesten Erkrankung.
Zielgruppen sind Adoleszente (Karriereplanung, erste wichtige Liebesbeziehungen bzw. Trennungen, neuer Tagesrhythmus, erster Kontakt mit Drogen), Menschen mit besonderen beruflichen Belastungen (Mobbing, drohender Verlust des Arbeitsplatzes, Arbeitslosigkeit) und Menschen nach der Pensionierung (Probleme in der Lebensneugestaltung, Verlust des Lebenspartners, körperliche Krankheit, Sorge vor demenzieller Entwicklung).
Die Vorsorgeuntersuchung umfasst zwei bis drei Einheiten (á 50 Minuten) und bietet Raum für eine eingehende psychiatrische Untersuchung und Beratung. Therapeutische Interventionen sind primär nicht vorgesehen und erfolgen nur auf Wunsch im Rahmen eines weiterführenden Prozesses.